Gleichbehandlung der psychischen Gesundheit: das Ausmaß der Herausforderung

Der 10. Oktober ist der Welttag für psychische Gesundheit. 2021 lautet das Thema „Psychische Gesundheit in einer ungleichen Welt“. Beteiligen Sie sich an den Diskussionen in aller Welt, um praktische Wege zur Bewältigung dieser Ungleichheiten in der psychischen Gesundheitsversorgung zu erörtern.

Verglichen mit dem gesamten Gesundheitsbudget unverhältnismäßig geringe Investitionen in die psychische Gesundheitsversorgung und eine mangelhafte Versorgungsqualität tragen zur Behandlungslücke in diesem Bereich bei.1

Es ist äußerst wichtig, die Ungleichheit des Stellenwerts der psychischen Gesundheit gegenüber der physischen Gesundheit anzugehen.2 Dies beinhaltet die Verbesserung der Qualität und Überwachung von Verfahren in der psychischen Gesundheitsversorgung, die Bereitstellung von ausreichend Zeit und Ressourcen für Aufklärung und Betreuung im Bereich psychischer Gesundheit und eine Verbesserung des Zugangs zu wirksamen und sicheren Behandlungen von psychischen Erkrankungen.2

Warum ist die Gleichbehandlung der psychischen Gesundheit erforderlich?

Weniger als 2 % der weltweiten Gesundheitsausgaben fließen in die psychische Gesundheit.4

Im Jahr 2019 litten weltweit 970 Millionen Menschen an einer psychischen Störung.3 Von allen YLD (mit Krankheit/Behinderung gelebten Lebensjahren) machen psychische Störungen heute eins von fünf aus.4 Die finanziellen Folgen werden die Weltwirtschaft zwischen 2011 und 2030 mit geschätzten 16 Billionen US-Dollar belasten.5 Angesichts der Verbreitung und Kosten sollte die psychische Gesundheitsversorgung bei Investitionen in das Gesundheitswesen eine Priorität sein.6

Obwohl die psychische Gesundheitsversorgung seit 2007 stärker gefördert wird7, werden die Investitionen in diesen Sektor durch andere Gesundheitsfürsorgekosten weit übertroffen – beispielsweise betrug im Jahr 2013 die globale Entwicklungshilfe für HIV/AIDS 144 US-Dollar pro DALY (behinderungsbereinigtes Lebensjahr), doch lediglich 0,85 US-Dollar pro DALY für psychische Gesundheit.8

Beenden der Ungleichbehandlung der psychischen Gesundheit

Benötigt werden mehr Fachkräfte für psychische Gesundheit – der weltweite Mittelwert der Beschäftigtenzahl in diesem Bereich beträgt neun pro 100 000 Menschen (von 1,6 in Ländern mit geringem Einkommen bis zu 72 in Ländern mit hohem Einkommen)11

Die Verbesserung der Gleichbehandlung der psychischen Gesundheitsversorgung muss einen universellen, aber verhältnismäßigen Ansatz verfolgen.9 Durch die Identifizierung von Risikofaktoren, Förderung schützender Faktoren und Einbindung der psychischen Gesundheitsfürsorge in die grundlegende Gesundheitsversorgung kann die psychische Gesundheit auf Bevölkerungsebene gesteuert werden.6,10 Höhere Investitionen in den Bereich der psychischen Gesundheit, in Betreuung und Forschung brächten durch eine Verbesserung von Engagement und Produktivität gesellschaftliche und wirtschaftliche Vorteile.

Gesundheitsfachkräfte aller Behandlungsphasen, von Allgemeinmedizinern bis hin zu Fachärzten für psychische Gesundheit, können evidenzbasierte Interventionen in verschiedenen Betreuungskontexten einsetzen.6 Werden verbesserte Überweisungswege und stationäre Ressourcen sowie der breitere Zugang zu medizinischen Versorgungseinrichtungen von Krankenhäusern bis hin zu häuslicher Versorgung gefördert, können mehr Menschen die nötige Behandlung erhalten.6

Weltweit wurden im vergangenen Jahr weniger als 2 % der Ärzte und Pflegekräfte darauf geschult, Patienten mit schweren oder verbreiteten psychischen Störungen zu erkennen und zu behandeln11

Indem sie ein besseres Verständnis der Versorgungslücken entwickeln, können Angehörige der Gesundheitsberufe zu Veränderungen in der täglichen klinischen Praxis und im Umgang mit Gleichbehandlung beitragen. Dies hilft, Betreuungshindernisse abzubauen und erleichtert den Zugang zu psychischer Gesundheitsversorgung für jedermann.

References

  1. Fédération mondiale pour la Santé mentale. Campagne mondiale de sensibilisation à la santé mentale de 2021 – thème de la journée mondiale de la santé mentale. 19 mars 2021. Disponible sur : https://www.who.int/health-topics/mental-health#tab=tab_1, accès le 31 mai 2021.
  2. Royal College of Psychiatrists. Whole-person care: from rhetoric to reality: Achieving parity between mental and physical health. Occasional paper OP88. 2013.
  3. GBD 2019 Diseases and Injuries Collaborators. Global burden of 369 diseases and injuries in 204 countries and territories, 1990-2019: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2019. Lancet 2020;396(10258):1204-1222.
  4. Organisation mondiale de la santé. Charge de la santé mentale. Disponible sur : https://www.who.int/health-topics/mental-health#tab=tab_1, accès le 23 juin 2021.
  5. Bloom DE, et al. The global economic burden of non-communicable diseases. Geneva: World Economic Forum, 2011.
  6. Patel V, et al. The Lancet Commission on global mental health and sustainable development. Lancet 2018;392(10157):1553-1598.
  7. Gilbert BJ, et al. Assessing development assistance for mental health in developing countries: 2007-2013. PLoS Med 2015;12(6):e1001834.
  8. Charlson F, et al. Donor Financing of Global Mental Health, 1995-2015: An Assessment of Trends, Channels, and Alignment with the Disease Burden. PLoS One 2017;12(1):e0169384.
  9. World Health Organization and Calouste Gulbenkian Foundation. Social determinants of mental health. Geneva, World Health Organization, 2014.
  10. Campion J, Fitch C. Guidance for Commissioning Public Mental Health Services. Joint Commissioning Panel for Mental Health 2015.
  11. Mental health atlas 2017. Geneva: World Health Organization; 2018. Licence: CC BY-NC-SA 3.0 IGO.