Die Adhärenz der Patienten mit Schizophrenie im Frühstadium verbessern

Das frühzeitige Einbeziehen in die Behandlung und ein gutes Ansprechen können bei Patienten mit Schizophrenie langfristig eine bessere Adhärenz bewirken.  Zu den Strategien zur Verbesserung der Adhärenz bei Patienten im Frühstadium gehören eine effizientere Kommunikation mit den Patienten und der Einsatz langwirksamer Injektionspräparate.

Grund für einen Behandlungsbeginn im frühen Verlauf der Schizophrenie ist eine potentiell höhere Wirksamkeit der Medikamente und die Möglichkeit, dadurch den Krankheitsverlauf zu verzögern oder zu unterbrechen.1,2 Möglicherweise kann auch ein frühzeitiges und gutes Ansprechen dazu beitragen, dass sich die Patienten langfristig an die Behandlung halten. Man hat nur einmal die Gelegenheit, einen guten ersten Eindruck zu machen., betonte Professor Schooler vom Suny Downstate Health Sciences Center in Brooklyn, New York, in seinem Vortrag anlässlich des SIRS 2022.

Ein Behandlungsbeginn im frühzeitigen Verlauf der Schizophrenie verspricht ein höheres Wirkungspotenzial und die Möglichkeit, den Krankheitsprozess zu verzögern.

Warum brechen Patienten im Frühstadium die Einnahme ihrer Medikamente ab?

Für das Abbrechen der Medikamenteneinnahme gibt es verschiedene Gründe. Interessanterweise äussert sich die Non-Adhärenz bei Patienten in der Anfangsphase der Behandlung oft anders als bei Patienten, die mehr Erfahrung mit der Medikation haben. Jüngere Patienten mit Schizophrenie im Frühstadium betrachten ihre Erkrankung oft wie eine Infektionserkrankung. Sobald sich diese Patienten nach Beginn der Behandlung «besser» fühlen, wollen sie sie dann oft abbrechen, bemerkte Prof. Schooler.

Die Beziehung zwischen Patienten und Therapeut ist für eine erfolgreiche Behandlung der Schizophrenie von entscheidender Bedeutung, kann aber auch dazu beitragen, dass der Patient sich nicht an die Behandlung hält, meinte Prof. Schooler. Paradoxerweise kommt es vor, dass Patienten, die eine positive Beziehung zu ihrem Therapeuten pflegen, diesem gefallen wollen und ihm somit verbergen das sie die Medikamente nicht mehr nehmen.

Patienten im Frühstadium können anfälliger für potentielle unerwünschte Wirkungen sein.

Für Schizophrenie-Patienten im Frühstadium sind der Einsatz niedriger Dosen und eine sorgfältige Titration wichtig, erklärte Prof. Schooler. Selbst bei tiefer Dosierung können Patienten im Frühstadium anfälliger für potentielle unerwünschte Wirkungen sein als erfahrene Patienten. Solche Nebenwirkungen führen dazu, dass die Behandlung nicht eingehalten und abgebrochen wird. Wichtig ist, dass die Patienten angemessen auf mögliche unerwünschte Arzneimittelwirkungen aufmerksam gemacht werden.

Besseres Ansprechen und bessere Therapietreue bei LAI in der Frühphase der Schizophrenie

Zu den Vorteilen langwirksamer Injektionspräparate (LAI) bei Schizophrenie in der Frühphase gehören niedrigere Rückfallquoten und eine bessere Therapietreue.3,4 In einer in den USA durchgeführten Studie bei Patienten mit Schizophrenie in der Frühphase, in der eine einmal monatlich verabreichte LAI mit der üblichen Behandlung nach Wahl des Arztes* verglichen wurde, zeigte die einmal monatlich verabreichte LAI-Gruppe im Vergleich zur üblichen Behandlung eine signifikante Verzögerung (44 %) der ersten Krankenhauseinweisung.3

Der frühzeitige Einsatz eines LAI könnte Rückfälle verringern und die Adhärenz verbessern.

Die Einführung eines LAI lange vor dem dokumentierten Nachweis einer Non-Adhärenz kann eine nützliche Strategie zur Verbesserung der Adhärenz sein, so Professor Schooler. Es ist wichtig zu verstehen, dass die LAI-Behandlung nicht von einer nachgewiesenen Non-Adhärenz abhängt, und dass den Patienten in der Frühphase die Vorteile und Nebenwirkungen der LAI-Medikation eingehend erklärt werden.

Die Einführung einer LAI kann sich als nützliche Strategie erweisen, um die Adhärenz zu verbessern, und zwar lange bevor dokumentierte Anzeichen von Non-Adhärenz vorliegen.

(*) Die Gruppe mit der Wahl des Arztes (übliche Versorgung) kann auch LAIs vor dem Protokoll enthalten.

  1. Drake RJ, et al. Effect of delaying treatment of first-episode psychosis on symptoms and social outcomes: a longitudinal analysis and modelling study. Lancet Psychiatry 2020;7:602─610.
  2. Kahn RS, Sommer IE. The neurobiology and treatment of first-episode schizophrenia. Mol Psychiatry 2015;20:84─97.
  3. Kane JM, et al. Effect of Long-Acting Injectable Antipsychotics vs Usual Care on Time to First Hospitalization in Early-Phase Schizophrenia: A Randomized Clinical Trial. JAMA Psychiatry 2020;77:1217─1224.
  4. Correll CU, et al. The Use of Long-Acting Injectable Antipsychotics in Schizophrenia: Evaluating the Evidence. J Clin Psychiatry 2016;77(suppl 3):1─24.