«Life Engagement» - ein zentrales Element der funktionellen Remission des Patienten

Die Verbesserung des «Life Engagements» ist eine wichtige Zielsetzung bei der Behandlung der Schizophrenie und reicht über die Kontrolle der Symptome hinaus. Das « Patient Life Engagement» berücksichtigt Behandlungsziele wie ein erfülltes Leben, Wohlbefinden und die Teilnahme an geschätzten und sinnstiftenden Aktivitäten. Es kann anhand einer auf der PANSS basierenden Subskala gemessen werden, welche die positiven Auswirkungen der antipsychotischen Behandlung mit D2 -Partialagonisten erfasst.

Die Verbesserung des «Life Engagements» – der aktiven Teilnahme am Leben – sollte bei der Behandlung der Schizophrenie ein Hauptziel sein, betonte Melissa Paulita Mariano (University of East Ramon Magsaysay Memorial Medical Center, Quezon City, Philippinen) an einem Satellitensymposium anlässlich des virtuellen Kongresses des International College of Neuropsychopharmacology (CINP) 2021.

Das Konzept des «Patient Life Engagements» beinhaltet ein erfülltes Leben, Wohlbefinden und die Teilnahme an geschätzten und sinnstiftenden Aktivitäten1. Es wurde im Zuge eines verstärkten Bestrebens entwickelt, vermehrt auf die Stimme der Patienten einzugehen und die für sie wichtigen Outcomes zu messen2.

Die Fähigkeit, selbst für sich zu sorgen und familiären, sozialen, beruflichen und Freizeitaktivitäten nachzugehen, sind wertgeschätzte Ziele.

 

Mehr Lebensqualität über die Symptombekämpfung hinaus

In einer kürzlich durchgeführten Studie zu den von Schizophrenie-Patienten gewünschten Behandlungsresultaten kam die Reduktion der Symptome an erster Stelle, dicht gefolgt von der Klarheit der Gedanken, der verminderten Angst und der Fähigkeit, für sich selbst zu sorgen und sich an Aktivitäten in Familie, Gesellschaft, Arbeit und Freizeit aktiv zu beteiligen3. Zudem wünschten sich die Patienten u.a. weniger Fatigue und Unruhe.

Angesichts der von den Patienten genannten Prioritäten unterschätzen medizinische Fachpersonen den Stellenwert einer Wiederaufnahme von Alltagsaktivitäten, einer grösseren Zufriedenheit und einer wiedererlangten Arbeitsfähigkeit4. Gemäss den Leitlinien der American Psychiatric Association für Patienten mit Schizophrenie aus dem Jahr 2021 sind die optimale Funktionsfähigkeit und die verbesserte Lebensqualität nun wichtige Behandlungsziele in allen Stadien der Erkrankung5.

Die Steigerung des «Life Engagements» - des Engagement der Patienten im Leben – ist ein wichtiges Ziel der Behandlung.

Erweiterte Behandlungsziele

Antipsychotika ermöglichen die Kontrolle der Schizophrenie-Symptome, sie sind für die Verhinderung von Rückfällen effektiv und werden für die langfristige Erhaltungstherapie empfohlen5-10.

Aber, wie Christoph Correll (Charité, Berlin; und Donald und Barbara Zucker, School of Medicine, New York) an der Tagung erklärte, müssen wir uns bewusst sein, dass die symptomatische Remission nicht mit der Wiedererlangung der Funktionsfähigkeit gleichzusetzen ist: Remittierte Patienten verfügen nicht unbedingt über eine gute Funktionsfähigkeit11. Obwohl man bei 70-80 % der Patienten eine symptomatische Remission erreicht, erlangt man bei nur etwa 40 % eine soziale oder funktionelle Remission11.

In einer aktuellen Meta-Analyse verbesserten alle 32 eingeschlossenen Antipsychotika die Gesamtsymptomatik stärker als Placebo12. Jedoch nicht alle 12 Antipsychotika mit relevanten Endpunktdaten übertrafen Placebo bezüglich der sozialen Funktionsfähigkeit, welche mit der Genesung und der sozialen Wiedereingliederung assoziiert war.

Professor Correll wies auch darauf hin, dass die Funktionsfähigkeit selbst bei Patienten mit stabilen Symptomen weiterhin beeinträchtigt bleiben kann – dies aufgrund der unerwünschten Arzneimittelwirkungen, insbesondere der aktivierenden und sedierenden Wirkung.

Eine individuell abgestimmte Behandlung eröffnet Schizophrenie-Patienten die Möglichkeit, sowohl eine Langzeit-Remission als auch die Funktionsfähigkeit zu erlangen.

Nutzen über die Kontrolle von Symptomen hinaus

Roger McIntyre (University of Toronto, Kanada) ging näher auf das Konzept des «Patient Life Engagement» ein, dessen Behandlungsziele auf ein erfüllteres Leben, grösseres Wohlbefinden und der Teilnahme an geschätzten und sinnstiftenden Aktivitäten absehen14,15.

Er zeigte zudem, wie man diese Ziele, welche weiter gesteckt sind als die Verbesserung der typischen Symptome, anhand einer Subskala messen kann, die von einer Expertengruppe aus der «Positive and Negative Syndrome Scale» (PANSS) abgeleitet wurde16,17.

Eine Post-hoc-Analyse von gepoolten Daten aus drei placebokontrollierten Zulassungsstudien legt nahe, dass die Behandlung mit einem D2-Rezeptor-Teilagonisten ein grösseres «Life Engagement» der Patienten mit sich bringt17. Die Ansprechraten (definiert als eine Verbesserung von 8 Punkten oder mehr gegenüber Ausgangswert) waren unter aktiver Behandlung signifikant höher als unter Placebo (44 % gegenüber 31,1 %).

Darüber hinaus war das Ansprechen auf der Subskala «Patient Life Engagement» mit einer verbesserten Funktionsfähigkeit verbunden, berichtete Professor McIntyre17.

Das Satelliten-Symposium im Rahmen des CINP Virtual 2021 wurde durch Otsuka und H. Lundbeck A/S finanziell unterstützt.

References

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  3. Bridges JF, et al. Quantifying the treatment goals of people recently diagnosed with schizophrenia using best-worst scaling. Patient Prefer Adherence 2018;12:63–70.
  4. Bridges JF, et al. A test of concordance between patient and psychiatrist valuations of multiple treatment goals for schizophrenia. Health Expect 2013;16(2):164–176.
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  11. Zipursky et al. The myth of schizophrenia as a progressive brain disease. Schizophr Bull 2013;39(6):1363–1372.
  12. Huhn M, et al. Comparative efficacy and tolerability of 32 oral antipsychotics for the acute treatment of adults with multi-episode schizophrenia: a systematic review and network meta-analysis. Lancet 2019;394(10202):939–951.
  13. Tandon R, et al. The impact on functioning of second-generation antipsychotic medication side effects for patients with schizophrenia: a worldwide, cross-sectional, web-based survey. Ann Gen Psychiatry 2020;19:42.
  14. Weiss et al. Poster at Psych Congress 2019 [221].
  15. Bartrés-Faz D, et al. Meaning in life: resilience beyond reserve. Alzheimers Res Ther 2018;10(1):47.
  16. Ismail et al. Poster at SIRS 2020 [M191].
  17. Meehan et al. Poster at ASCP 2020.