Eine personalisierte antipsychotische Therapie zur Verbesserung der funktionellen Ergebnisse sowie der Lebensqualität

Bei der Wahl der antipsychotischen Therapie für den einzelnen Patienten kann die Kenntnis der Wirksamkeit und der Nebenwirkungsprofile der verschiedenen Antipsychotika, sowie der individuellen Patientenmerkmale, welche sich auf die pharmakologische Wirkung auswirken können, wie auch der Patientenpräferenzen einen positiven Einfluss und eine Verbesserung bewirken, erklärte Professor Sigrid Casper, Wien, Österreich, auf dem WCP 2021.

Das ideale Antipsychotikum sollte wirksam und für die Patienten gut verträglich sein

Das ideale Antipsychotikum

Das ideale Antipsychotikum, unterstrich Professor Sigrid Casper, Wien, Österreich, sollte:

  • Eine Verminderung der positiven, negativen, affektiven und kognitiven Symptome herbeiführen
  • Rückfälle verhindern
  • Gut verträglich sein und nur geringe unerwünschte Ereignisse hervorrufen, um die Compliance zu fördern
  • Funktionsfähigkeit und Lebensqualität verbessern und letztendlich die Genesung ermöglichen1

D2-Rezeptor-Antagonisten sind (typische) Antipsychotika der ersten Generation.2 Sie bekämpfen wirksam die positiven Symptome der Schizophrenie, verursachen jedoch auch – angesichts des D2-Rezeptor-Antagonismus – extrapyramidal motorische Symptome (EPS) wie Dystonie, Akathisie und parkinsonsche Symptome.3

 

Werden die Funktionsfähigkeit und die Lebensqualität durch die Symptome der Schizophrenie oder durch die unerwünschten Wirkungen der Antipsychotika beeinträchtigt? Oder durch beides?

 

Zu den (atypischen) Antipsychotika der zweiten Generation gehören die D2-Rezeptor- und Serotonin (5-HT2A)-Rezeptor-Antagonisten sowie die partiellen D2-Rezeptor-Agonisten.2 Sie erweisen sich wirksam in der Behandlung der positiven, negativen und affektiven Symptome4 und verbessern – bis zu einem gewissen Grad – die kognitiven Symptome,5 erklärte Professor Casper.

Atypische Antipsychotika verursachen – angesichts des D2-Rezeptor-Antagonismus – ebenfalls extrapyramidale Symptome, welche jedoch aufgrund des zusätzlichen 5-HT2A-Rezeptor-Antagonismus oder – im Falle der partiellen D2-Agonisten – aufgrund des partiellen D2-Agonismus schwächer ausfallen.2

Die Wahl des geeigneten Antipsychotikums für den einzelnen Patienten ist ein Schritt in Richtung einer personalisierten Behandlung

Zahlreiche neue Antipsychotika, die eine Vielzahl von Rezeptoren anzielen, befinden sich im Entwicklungsstadium: dies lässt erhoffen, dass die Wirksamkeit und Verträglichkeit weiter verbessert werden kann.

Den Zusammenhang zwischen der Pharmakologie verschiedener Antipsychotika und ihrer klinischen Wirkungen zu verstehen, bedeutet einen Schritt in Richtung einer personalisierteren Behandlung von Schizophrenie-Patienten, indem für den einzelnen Patienten das geeignete Antipsychotikum gewählt wird, betonte Professor Casper.

Abwägung zwischen Wirksamkeit und Verträglichkeit

In der antipsychotischen Therapie hängt die Rückfallprävention von der Compliance des Patienten ab

Eine vergleichende Meta-Analyse zur Wirksamkeit und Verträglichkeit von 15 Antipsychotika zeigte Folgendes: Alle Antipsychotika sind wirksam in der Behandlung von Schizophrenie-Symptomen und unterscheiden sie sich nur gering bezüglich der Wirksamkeit.6 Allerdings gibt es erhebliche Unterschiede bei den unerwünschten Wirkungen.6

Eine zentrale Herausforderung für Kliniker besteht in der Wahl des geeigneten antipsychotischen Medikamentes, das die Symptome des einzelnen Patienten wirksam kontrolliert und gleichzeitig die belastenden oder schädlichen unerwünschten Wirkungen begrenzt,7 berichtete Professor Casper, und zwar nicht bloss die EPS der Antipsychotika der ersten Generation, sondern auch die metabolischen unerwünschten Wirkungen der Antipsychotika der zweiten Generation.3

Die Compliance zur antipsychotischen Therapie lässt sich am ehesten durch die Verminderung unerwünschter Wirkungen erreichen

 

Alle Antipsychotika rufen unerwünschte Wirkungen hervor; sind es jedoch zu viele, dann werden die Patienten wohl kaum ihre Medikamente einnehmen, behauptete Professor Casper. Es muss abgeschätzt werden, wie sich die unerwünschten Wirkungen, die bei den verschiedenen Antipsychotika unterschiedlich stark ausgeprägt sind,6 auf das Leben der Patienten auswirken, einschliesslich der EPS, des erhöhten Prolaktins, der Sedierung und der Gewichtszunahme.6

 

Beeinträchtigen die unerwünschten Wirkungen eines Antipsychotikums das Leben des Patienten?

Die Kenntnis der unterschiedlichen Wirksamkeits- und Verträglichkeitsprofile, der individuellen Patientenmerkmale (welche die pharmakologischen Wirkungen beeinflussen können) und der Patientenpräferenzen kann die Wahl der antipsychotischen Therapie beeinflussen und verbessern, wodurch eine personalisiertere Behandlung für jeden einzelnen Patienten erreicht werden kann, schloss Professor Casper.

References

  1. Correll C. What are we looking for in new antipsychotics? J Clin Psychiatry 2011;72(suppl 1):9–13.
  2. Psychopharmacology Institute. Antipsychotics: the essentials. Available at: https://psychopharmacologyinstitute.com/publication/mechanism-of-action…. Accessed 23 October 2021
  3. Abidi A, et al. From chlorpromazine to clozapine—antipsychotic adverse effects and the clinician’s dilemma. Can J Psychiatry 2003;48:749–755.
  4. Huhn M, et al. Comparative efficacy and tolerability of 32 oral antipsychotics for the acute treatment of adults with multi-episode schizophrenia: a systematic review and network meta-analysis. Lancet 2019;394:939–951.
  5. Wang J, et al. Cognitive effects of atypical antipsychotic drugs in first-episode drug-naïve schizophrenic patients. Neural Regeneration Research 2013;8(3):277–286.
  6. Leucht S, et al. Comparative efficacy and tolerability of 15 antipsychotic drugs in schizophrenia: a multiple-treatments meta-analysis. Lancet 2013;382:951–962.
  7. Barnes TRE, et al. Evidence-based guidelines for the pharmacological treatment of schizophrenia: recommendations from the British Association for Psychopharmacology. J Psychopharmacology 2011;0(0):1–54.